Montag, Mai 24, 2010

Auch Rotorblätter müssen ihre Qualität beweisen

Ein Qualitätssiegel für Rotorblätter würde Schäden vermeiden und Verantwortung klarer definieren. Weil die technische Dokumentation fehlt, sind Käufer bei Schäden heute weitgehend allein gelassen.

„Es wird höchste Zeit, die Qualität der Rotoren von Windrädern durch ein Qualitätssiegel dokumentieren zu lassen“, sagt Dr.Ing. Wolfgang Holstein, "the expert's voice", HMS Sachverständigenbüro Berlin.
Teure Serienschäden an Rotorblättern schaden nicht nur dem Ruf der Windbranche insgesamt. Sie verunsichern auch Banken, Investoren und Versicherungen.
Ohne deren Hilfe werden sich aber besonders die auf Nord- und Ostsee geplanten Offshore-Windparks kaum realisieren lassen. Die Windbranche ist heute in einer Situation, die in anderen Bereichen der Industrie undenkbar ist: Der Käufer einer Windenergieanlage bekommt bisher keine Lebenslauf- Dokumentation und technische Daten der Rotoren. Dabei kommen komplexe technische Produkte heute nicht mehr ohne einen Qualitätsnachweis aus.
Darum muss auch jedes Rotorblatt– so Holstein –in Zukunft mit einer sogenannten Lebenslaufakte ausgestattet werden, die den Eigentümern der Windräder und damit Gutachtern, Banken und Versicherungen auf Verlangen zugänglich ist. Diese Lebenslaufakte enthält alle besonderen Ereignisse im Leben eines Rotorblattes, wie Abweichungen von Soll-Werten in der Produktion, Schäden und Reparaturen.
„Für die Versicherungen und Betreibergesellschaften ist es entscheidend, dass sie bei Blattschäden ermitteln können, woher der Schaden kommt und wer ihn zu tragen hat“, sagt Holstein. Zum Beispiel: Blitzschäden an Rotoren rühren nicht immer daher, dass ein Windrad schlecht aufgestellt wurde. Fertigungs- und Wartungsfehler können dazu führen, dass bestimmte Rotoren die Blitze magisch anziehen. Wenn man das nachweisen kann, geht die Haftung von der Versicherung des Betreibers auf die Versicherung des Herstellers über. Holstein: „Mit einem Qualitätssiegel wären diese Produktionsfehler schon viel früher aufgefallen, dann hätten auch die Hersteller profitiert.“
Neben die Eigenkontrolle der Unternehmen, muss die Fremdkontrolle durch unabhängige Institutionen treten. Das bedeutet nicht, dass die Hersteller von Rotorblättern ihre Betriebsgeheimnisse preisgeben müssen: „Sie müssen sich nur zertifizieren lassen, dass sie funktionierende Managementsysteme haben“, sagt Holstein. Diese Systeme garantieren, dass die betrieblichen Vorgaben in der Produktion auch umgesetzt werden.
Eigenkontrollen, externe Prüfungen und Lebenslaufakten gibt es inzwischen für fast alle komplexen technischen Produkte. „Die Windkraftverbände sollten sich dafür einsetzen, dass Qualitätssiegel auch in unserer Branche ein selbstverständlicher Standard werden“, sagt Holstein.
Das HMS Sachverständigenbüro Berlin, Inh. Dr.Ing. Wolfgang Holstein, ist Spezialist für Blade Engineering – qualifizierte Ingenieursdienstleistungen rund um das Rotorblatt.

Dr.-Ing. Wolfgang Holstein beschäftigt sich seit 30 Jahren in verschiedenen leitenden Positionen mit der Verarbeitung von Verbund-Kunststoffen im Flugzeug- und Rotorenbau.

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